Die Burg
Der Initiator, die Geschichte, die Ausgrabung
Die Anlage
Die Burganlage Altnußberg in der Gemeinde Geiersthal ist die größte und älteste Burganlage des Bayerischen Waldes und wurde nach 500 Jahren “Dornröschenschlaf” ausgegraben, archäologisch erforscht und für Besucher geöffnet.
Die Anlage aus der Vogelperspektive
Die Geschichte
Chronik
882 Bestätigung Kaiser Karls III. über die Schenkung eines Gebietes im Nordwald (Karolinger Wald) durch Karl des Großen an das Kloster Metten, mit den Grenzbezeichnungen von Orts- und Gewässernamen, u.a. „Tunisberg“, was so viel wie „Nußberg“ bedeutet.
1125 Als Dokumentenzeuge zeichnet ein „Marchuart et Werinheri de Nußbach“.
1175/94 Auf Schriftstücken ändert sich der Name „Zu Nußbach“ auf „Zu Nußberg“. Es besteht zu dieser Zeit also eine bewohnte Wehranlage auf dem Nußberg. Erbaut wurde die Burg durch die Grafen von Bogen, deren Ministerialen die Nußberger waren, vermutlich zwischen 1174 und 1194.
1242 Nach dem Tod des letzten kinderlosen „Bogeners“ gehen alle Besitztümer durch die Heirat der Grafenwitwe Ludmilla mit dem Wittelsbacher „Ludwig dem Kelheimer“ an die Herzöge zu Bayern-München über.
1345 Nach Bau eines befestigten Wohnturmes auf der anderen Regenseite (Neunußberg) verkaufen die Nußberger die Burg Altnußberg an das Geschlecht der Degenberger.
1465 Ritter Hans von Degenberg zu Altennußberg erhält von Kaiser Friedrich III. die Reichsfreiherrnwürde und Sitz im kaiserlichen Rat.
1466 Die Degenberger und die Nußberger beteiligen sich an führender Stelle am Böcklerbund, welcher gegen die Interessen der Wittelsbacher Herzöge gerichtet war und später durch Albrecht IV. aufgelöst wurde.
1468 Im Nachgang unterwarf eben dieser Herzog Albrecht IV. nacheinander die Burgen Weißenstein, Neunußberg und zuletzt Altnußberg.
05.01.1469 Der Burghauptmann Ratzko von Rayol übergibt die Burg Altnußberg an die Truppen Albrechts IV., welche auf dessen Befehl die Burganlage schleifen.
1983 Beginn der Ausgrabung und Restaurierung der Burgruine Altnußberg.
Mehr Geschichte
Erbaut wurde die Burg zwischen 1174 und 1194 von einem Nußberger, dieser war ein Ministerial der Grafen von Bogen, die den Auftrag hatten, den Nordwald zu roden und zu besiedeln.
Der letzte Graf von Bogen starb 1204. Seine Witwe Ludmilla, eine Grafentochter aus Böhmen, wurde von dem Wittelsbacher Ludwig der Kehlheimer geheiratet. Und so kamen die ganzen Besitztümer der Bogener in die Hände der Wittelsbacher.
1345 erbaute sich Konrad der Nußberger jenseits des Flusses Regen eine neue Burg (Neunußberg) und bezog diese. Unsere verlassene Burg wurde vom Geschlecht der Degenberger erworben und dann auch bewohnt.
Ab 1463 herrschte hier Hans Ritter von Degenberg, er muss eine sehr brillante Erscheinung gewesen sein, denn dieser bekam von Kaiser Friedrich dem Dritten die Reichsfreiherrnwürde mit Sitz im Rat und viele Privilegien. Er gründete 1466 einen Geheimbund, alle Adeligen vom Straubinger Land bis Passau schlossen sich zusammen und nannten sich die „Böckler“. Diese hatten das Ziel, den Wittelsbacher Herzögen nicht mehr lehen- und kriegsdienstpflichtig, sondern dem Kaiser direkt unterstellt zu sein. Die Wittelsbacher waren damit nicht einverstanden und verboten den Geheimbund, die „Böckler“ aber haben sich nicht daran gehalten.
Diese Streitereien gingen dann bis 1468 hin und her, bis Herzog Albrecht der Vierte ein großes, gut ausgerüstetes Heer in den Bayrischen Wald schickte, um alle Burgen einzunehmen.
Am 5. Januar 1469 standen sie vor der Burg Altnußberg. Hans Ritter von Degenberg war zu Freunden nach Böhmen geflohen, sein Burghauptmann Ratzko von Rayol hat die Burg kampflos übergeben. Diese wurde dann total geschleift (d.h. dem Erdboden gleichgemacht).
Nach 514 Jahren wurde auf Initiative von Bürgermeister Hilmer die Burganlage freigelegt, die gefundenen Grundmauern saniert und ein Stück aufgebaut. Der Bergfried wurde wieder ganz aufgerichtet. Bei der Ausgrabung wurde jede Schaufel Erde gesiebt und dabei wurden viele historische Stücke gefunden, die uns einen guten Einblick über das Leben im Mittelalter geben. In unserem Burgmuseum kann man nun die historischen Ausgrabungstücke anschauen. Auch ein unterirdischer Fluchtweg kam hierbei ans Tageslicht.
Die weiß- blauen Rauten stammen von dem Grafen von Bogen, die Wittelsbacher haben es durch die Heirat der Ludmilla erworben, und später dann wurde es in das bayrische Landeswappen übernommen.
Die Ausgrabungen
In den Jahren von 1983 bis 1999 wurden die mit Erdreich bedeckten und mit Bäumen und Sträuchern überwachsenen Überreste der mittelalterlichen Burg Altnußberg freigelegt, archäologisch erforscht und restauriert.
Die Ausgrabung setzte die Fachleute in Erstaunen:
Die Reste der im Mittelalter zerstörten Mauern zeigten deutlich die Lage der Vor- und Hauptburg, des ersten, zweiten und dritten Beringes (Ringmauern), des Bergfrieds, des Palas, der Gesinde- und Vorratshäuser, der Küchen, sogar eines Brenn- und Backofens und der Zisterne an.
Mauern bis zu 3,80 m Höhe und Stärken von 70 bis 250 cm wurden freigelegt. Im Hof der Hauptburg stieß man sogar noch auf das vollkommen erhaltene Bodenpflaster. In der Gesindeküche legte man die noch erhaltene Herdstelle frei.
Der Bergfried weist eine Besonderheit auf: Er hat einen fünfeckigen Grundriss mit verschiedenen Ausmaßen.
Zisterne
“Schrazlgang” und Zisterne
Der Initiator
Die Ausgrabungsarbeiten und das Entstehen der heutigen Burganlagen gehen zurück auf die einzigartige Initiative des damaligen Bürgermeister Ludwig Hilmer der Gemeinde Geiersthal. Ludwig Hilmer war auch Vorstandsvorsitzender des Fördervereins der Freunde und Gönner der Burgruine Altnußberg e.V. von der Gründung des Vereins 1985 bis zu seinem Tod 1999. Ihm zu Ehren wurde auf
der Burganlage eine Gedenktafel angebracht.
Die Ausgrabung und der teilweise Wiederaufbau der Burganlage sind ein maßgebliches Verdienst des damaligen bauleitenden Ingenieurs Günter Sehrbrock, einem exzellenten Kenner der
mittelalterlichen Geschichte und seiner Burgen. Er steckte seine ganze Tatkraft in dieses Projekt.
Enthüllung der Gedenktafel für Ludwig Hilmer
Ludwig Hilmer war von der Gründung im Jahr 1985 bis zu seinem Tod 1999 Vorsitzender des Burgvereins Altnußberg